Wie plane ich ein Sabbatical und was bringt es mir?

Kleine Yasawa Insel auf Fidschi
Sabbatical: Sechs Monate auf einer einsamen Insel im Südpazifik?

1. Was ist ein Sabbatical?

Gleich vorweg: Ich bin weder Personaler, noch Arbeitsrechtler, sondern ein Arbeitnehmer, der ein Sabbatical eingelegt hat. Die nachfolgenden Informationen habe ich auf Basis meiner Erfahrungen zusammengestellt und sie sind weder vollständig, noch verbindlich und schon gar keine Rechtsberatung. Vielleicht helfen sie dir aber dennoch bei deiner Recherche und Entscheidungsfindung. Viel Spaß beim Lesen!

 

Definiere Sabbatical

Wie bei so vielen Begriffen, die häufig genutzt werden, ist eine einheitliche Definition schwierig und nur begrenzt sinnvoll. So ist es auch beim Sabbatical (hier die Definition von Wikipedia). Mir geht es bei der Verwendung des Begriffs "Sabbatical" um eine zeitlich begrenzte Auszeit vom Job mit Rückkehrrecht. Im folgenden Artikel werden vor allem die Begriffe Sabbatical und Auszeit gleichermaßen verwendet.

2. Mein "Why"

"Sabbatical" in den Sand geschrieben

Für meine Frau und mich war klar, dass wir diese Auszeit nur gemeinsam unternehmen würden. Das macht zwar den Prozess des Organisierens nicht einfacher, da beide Arbeitgeber für den gleichen Zeitraum einwilligen müssen, aber dazu gab es für uns keine Alternative.

 

Warum habe ich eine Auszeit eingelegt?

Sicherlich spielt eine Rolle, dass ich seinerzeit bereits mehr als 15 Jahre beim für mich immer noch ersten Arbeitgeber tätig war. Dies zwar in verschiedenen Funktionen, aber immer bei der Handelskammer Hamburg. Dazu kommt, dass die letzte Wahlperiode im Ehrenamt (2017-2020) und damit schließlich auch im Hauptamt mit so vielen Änderungen und Umbrüchen verbunden war, wie selten in der über 350-jährigen Geschichte dieser Institution. Es wurde eine Menge an bisherigen Grundsätzen hinterfragt und jeder Stein wurde mindestens einmal umgedreht. Im Laufe des Veränderungsprozesses durfte auch ich eine Gestaltungsfunktion übernehmen, die mich sehr motiviert hat. Die Rahmenbedingungen waren extrem herausfordernd, aber nach 15 Jahren im Haus konnte und wollte ich nicht "Nein" sagen, als man mich gefragt hat, ob ich Verantwortung übernehmen möchte. To keep a very long story short: Der Reformprozess pausiert und ich habe mich als Reaktion darauf für eine Auszeit entschieden.

3. Was muss ich mit meinem Arbeitgeber klären?

Neue Börse am Adolphsplatz in Hamburg

Muss mein Arbeitgeber mir ein Sabbatical ermöglichen?

Die schlechte Antwort zuerst: Nein, muss er nicht. Das heißt aber nicht, dass du nicht fragen kannst bzw. dass du keine Möglichkeit dazu hast. Einige Arbeitgeber haben (mittlerweile) Sabbaticals als Standardprodukt in der Personalentwicklung für ihre Arbeitnehmer definiert: Drei Monate Dauer mit vier Wochen einzusetzendem Urlaub des Arbeitnehmers, vier Wochen unbezahltem Sonderurlaub und vier Wochen zusätzlichem Urlaub geschenkt vom Arbeitgeber unter der Voraussetzung, dass man mindestens fünf Jahre im Unternehmen tätig ist. Andere lassen bzgl. Dauer und Zusammensetzung frei mit sich verhandeln. Wieder andere bieten gar kein klassisches Sabbatical an.

 

Sabbatical mit Anspar- und Auszahlungsphase

Zu einem klassischen Sabbatical und dem zugehörigen Sabbaticalvertrag gehört eine Anspar- und Auszahlungsphase. Demnach beginnt dein Sabbaticalvertrag weit vor der eigentlichen Auszeit mit mehreren Monaten voller Arbeitsleistung bei nur anteiliger Gehaltsauszahlung (Ansparphase). Du arbeitest bspw. zu 100 Prozent und bekommst lediglich 70 Prozent deines Gehalts ausgezahlt. Dein Versicherungsschutz durch den Arbeitgeber bleibt unverändert bestehen. Dem schließt sich dann die Auszahlungsphase an. In dieser arbeitest du gar nicht, bekommst aber für die Dauer deiner Freistellung anteiliges (geringes) Gehalt. Und diese laufende Gehaltszahlung ist die Basis dafür, dass dein Arbeitgeber deine Versicherungen weiter laufen lässt (z.B. Kranken-, Pflege-, Rentenversicherung).

 

Alternative unbezahlter Sonderurlaub

Sollte dein Arbeitgeber kein klassisches Sabbatical anbieten, frag ihn nach unbezahltem Sonderurlaub. Dieser ist meist frei verhandelbar, vertraglich mit ein paar Zeilen als Ergänzung zu deinem Arbeitsvertrag schnell darstellbar und ziemlich simpel zu regeln: Du verdienst in der festgelegten Zeitspanne des Sonderurlaubs weder Geld, noch bist du durch deinen Arbeitgeber versichert. Du musst dich bei den Versicherungen, die dir wichtig sind, selbst versichern. Dein Arbeitgeber verpflichtet sich dich nach Ende des unbezahlten Sonderurlaubs mit gleichem Gehalt auf gleichwertiger Stelle wieder einzustellen. Wichtig ist dabei die Betonung auf "gleichwertige Stelle", nicht zwingend die "gleiche Stelle", von der aus du in den Sonderurlaub gegangen bist. Für die Variante unbezahlter Sonderurlaub entfällt auch die beim Sabbatical übliche Anspar- und Auszahlungsphase. Unbezahlter Sonderurlaub ist daher grundsätzlich mit geringerem zeitlichen Vorlauf realisierbar. Wichtig ist natürlich im Vorfeld zu reflektieren, ob du in deiner aktuellen Funktion zum angedachten Zeitpunkt der Auszeit überhaupt abkömmlich bist. Wie immer gilt, je früher du dir Gedanken machst und deinen Arbeitgeber einbindest, desto besser lässt sich eine Auszeit organisieren.

 

Brauche ich einen Arbeitsrechtler?

Es gibt für alle (arbeitsrechtlichen) Vorgänge Checklisten und Standardverträge. Da es bei einem Sabbatical aber um deine Haupteinnahmequelle geht und diese Regelung immer noch nicht für alle Arbeitgeber täglicher Standard ist, schadet es nicht, das Gespräch mit einem Arbeitsrechtler zu suchen, wenn man einen leichten Zugang hat. Nicht zuletzt für "ein gutes Gefühl" ist diese Schleife sinnvoll. Beim unbezahlten Sonderurlaub kommt man mit wenigen Zeilen Vertragszusatz aus, für den man sicherlich keinen großen rechtlichen Beistand braucht.

 

Was habe ich gemacht?

Ich habe sechs Monate unbezahlten Sonderurlaub genommen. Einer der Gründe dafür war der relativ geringe zeitliche Vorlauf vor meinem gewünschten Startdatum. Für diese Auszeit habe ich mich dann selbst versichert (s. Absatz 6.).

4. Wie lange sollte mein Sabbatical dauern?

Kalenderansicht 2019 mit Eintrag Sabbatical
Kalenderansicht 2020 mit Eintrag Sabbatical

Drei, sechs oder zwölf Monate?

Die Frage nach der Dauer eines Sabbaticals hat viele Komponenten. Wie lang sollte dein Sabbatical aus deiner Sicht dauern? Was möchtest du in dieser Zeit machen? Wie lange bist du in deiner Funktion abkömmlich für deinen Arbeitgeber und dein Team? Wie lang kannst du dein Sabbatical finanzieren und wovon? Weniger als drei Monate machen für ein Sabbatical sicherlich wenig Sinn, vielleicht sind sogar sechs Monate das Minimum. Aber auch zwölf Monate werden häufig gewählt.

 

Wie lang war mein Sabbatical?

Für uns stand relativ früh fest, dass wir mindestens sechs Monate Auszeit nehmen wollen. Zum einen, weil sich drei Monate ggf. nur wie ein sehr langer Urlaub anfühlen und zum anderen, weil wir das Sabbatical in einen Reise- und Reflexionsteil aufgeteilt haben (mehr dazu unter 8.). Auch die Finanzierung spielt eine große Rolle, vor allem, wenn man keine regelmäßigen Einkünfte für die Dauer hat (s. Absatz 5.).

5. Wie finanziere ich mein Sabbatical?

Geldscheine und Münzen aus aller Welt
Wie kann ich meine Auszeit finanzieren und was kostet sie?

Erstelle einen Finanzplan

Unabhängig von der Art der Auszeit, also einem Sabbatical mit kleinem fortlaufenden Einkommen oder unbezahltem Urlaub ohne Einkünfte, kostet ein Sabbatical eine Stange Geld. Es schadet also nicht einen Finanzplan aufzustellen, bevor du die Dauer deines Sabbaticals festlegst. Am einfachsten ist es, wenn du für die Anzahl der Monate berücksichtigst, dass dein gesamtes Einkommens-Netto wegfällt und du im Wesentlichen die gleichen Ausgaben (wenn nicht gar höhere) wie zuvor haben wirst.

 

Lassen sich deine Ausgaben reduzieren?

Abhängig davon, was du in deiner Auszeit vorhast, lassen sich einige Ausgaben reduzieren. Wenn du viel auf Reisen sein möchtest und du deine Wohnung vermieten darfst (mehr dazu unter 7.), entlastet dich das sehr. Vielleicht übernimmt dein Untermieter dann auch WiFi-Kosten, Telefon, Wasser, Strom und andere fortlaufende Wohnungskosten.

 

Welche zusätzlichen Ausgaben kommen auf mich zu?

Du solltest aber in jedem Fall berücksichtigen, dass deine Ausgaben in der Regel während eines Sabbatical steigen werden. Man wird sicherlich in den wenigsten Fällen für die gesamte Dauer in seiner Wohnung bleiben, um mit asketischer Lebensweise seine Kosten zu reduzieren. Zu den Klassikern während eines Sabbatical gehört das Reisen. Stelle in deinem Finanzplan also neben deinen "Sowieso-Kosten" zu Hause auch deine Reisekosten mit ein (Flug, Unterkunft, Verpflegung, Transport, Reiseversicherungen, Aktivitäten etc.). Solltest du unbezahlten Sonderurlaub genommen haben, achte auf die Zusatzkosten (und den zeitlichen Zusatzaufwand und Vorlauf), die du für die dir wichtigen Versicherungen selbst decken musst (s. Absatz 6.). Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass du einen Teil deiner finanziellen Rücklagen für die Finanzierung deines Sabbaticals nutzen musst.

 

Was habe ich gemacht?

Meine Frau und ich haben den Finanzplan zu Beginn unserer Überlegungen aufgestellt und diesen nach Einkünften und Ausgaben gestaffelt. Die Ausgaben haben wir dann nochmal nach reduzierbaren (z.B. Untervermietung der Wohnung), nicht reduzierbaren (z.B. Hausratversicherung) und zusätzlichen Ausgaben (z.B. Reiseausgaben) gegliedert. Das vorhandene Delta zur Finanzierung kam dann aus unseren Rücklagen.

6. Muss ich mich selbst versichern?

Liste von verschiedenen Versicherungen
Welche Versicherungen benötige ich für mein Sabbatical?

Die Art und der Umfang der Versicherungen, die du für dein Sabbatical benötigst, hängt davon ab, welche Form der Auszeit du wählst und was du vorhast. Solltest du ein Sabbatical mit fortlaufendem Versicherungsschutz haben, laufen die u.g. Versicherungen in gleicher Weise fort wie zuvor. Dies ist sowohl finanziell, wie auch aus zeitlicher Sicht ein großer Vorteil gegenüber dem unbezahlten Sonderurlaub. Unterschätze nicht die Dauer und den Vorlauf, den du brauchst, um dich selbst zu versichern. Die meisten Versicherungsprozesse laufen nicht digital, sondern noch postbasiert ab. Wenn du unbezahlten Sonderurlaub bekommst und/oder eine längere Auslandsreise machst, schau dir die folgenden Versicherungen genau an.

 

Unbezahlter Sonderurlaub

Wenn du unbezahlten Sonderurlaub genommen hast, musst du dich um deine Sozialversicherungen kümmern, da dein Arbeitgeber die Zahlung zu diesen während deiner Auszeit einstellt. Dies betrifft im Einzelnen:

 

Krankenversicherung

Da dein Arbeitgeber die Versicherungsleistungen für die Dauer deiner Auszeit einstellen wird, musst du dich darum kümmern. Nimm' Kontakt zu deiner Krankenversicherung auf (gesetzlich oder privat) und frag' dort, welche Form des Versicherungsschutzes für deine Planung nötig und sinnvoll ist.

  

Rentenversicherung

Du kannst eine freiwillige monatliche Mindestzahlung an deine Rentenversicherung zahlen. Warum solltest du das tun? Wenn du dich irgendwann einmal mit dem Gedanken tragen solltest, vor dem Erreichen deines gesetzlichen Rentenalters nicht mehr Arbeiten zu wollen, kann es sein, dass dir genau die Zeit eures unbezahlten Urlaubs (z.B. sechs Monate) zur Erreichung eurer Mindestversicherungszeit und damit zur vollen Rentenauszahlung fehlt. Durch die freiwillige Zahlung eines geringen Mindestbeitrags entsteht diese Lücke erst gar nicht. Der monatliche Mindestbetrag hat faktisch keine Relevanz für die Höhe eurer Rentenzahlung, sondern dient im Wesentlichen dazu keine Lücke bei der Beitragszahlung aufkommen zu lassen. Diese Information habe ich erst in einem Telefonat mit der Deutschen Rentenversicherung bekommen.


 

Du planst eine längere Auslandsreise

Unabhängig davon, welche Form der Auszeit du genommen hast, solltest du bei einer längeren Auslandsreise über folgende Versicherungen nachdenken:

 

Auslandsreisekrankenversicherung

Der Klassiker unter den Reiseversicherungen ist die Auslandskrankenversicherung. Sie sollte spätestens dann ins Spiel kommen, wenn du länger als 56 Tage (bitte check' die genaue Dauer mit deiner deutschen Krankenversicherung ab!) reist. Sie ist zudem besonders relevant, wenn du dich außerhalb der EU aufhältst. Der Tarif wird oftmals pro Tag berechnet und staffelt sich häufig in "mit" oder "ohne USA/Kanada". "Mit USA/Kanada" ist der Tagespreis deutlich höher als ohne im Rest der Welt. Der Abschluss ist meist online und direkt in einem Vorgang von euch vorzunehmen. Es empfiehlt sich die Versicherung mindestens einen Tag vor Reisebeginn starten zu lassen und einen Tag länger als das angedachten Reiseende laufen zu lassen.

 

Reiserücktritt-/-abbruchversicherung

Reiserücktrittversicherungen kannte ich, eine Reiseabbruchversicherung war für mich neu. Die erstgenannte deckt - wie der Name sagt - den Zeitraum von der Buchung der Reise bis zum Antritt ab. Ein typischer Fall für ihr Einspringen wäre deine vom Arzt belegte Krankheit zum Reiseantritt. Die Abbruchversicherung ist dann interessant, wenn du lange Zeit (mit hohen Kosten) auf Reisen bist, ein Abbruch während der Reise nötig wird und eine Rückreise nach Hause hohe Kosten verursachen würde. Schau' dir dazu unbedingt die Bedingungen an, die bei Krankheit eines nahen Angehörigen (z.B. Lebenspartner, Eltern, Geschwister) vorausgesetzt werden. Auch solche Fälle sind damit abzudecken.

 

Foto-/Elektronikversicherung

Für mich war bei dieser Reise wichtig, dass meine Kameraausrüstung und Elektronik auf Diebstahl, Raub oder Beschädigung abgesichert ist. Viele klassische Reisegepäckversicherungen haben entweder die hohe Summe, die ich auf Neuwerterstattung versichern wollte, nicht angeboten, oder den Schadensfall (z.B. Diebstahl aus einem Wohnmobil) nicht abgedeckt. Die meisten Versicherungen haben zudem Laptops kategorisch ausgeschlossen. Schlussendlich habe ich eine Fotoversicherung gefunden, die mein gesamtes Kameraequipment und den neuen Laptop gegen die o.g. Schadensfälle abgesichert hat. Sprich' mich bei Interesse nach einem Tipp zur Versicherung gern an.

 

Hausratversicherung

Solltest du eine längere Auslandsreise angehen, melde dies zuvor bei deiner Hausratversicherung an. Auch dies habe ich nur zufällig in einem Telefonat mit meiner Versicherung erfahren. Dies gilt sowohl für den Fall, dass deine Wohnung leer steht, als auch für den Fall, dass du sie untervermietest. In beiden Fällen ändert sich für die Versicherung die Risikokategorie deiner Hausratversicherung. Die jährlichen Kosten haben sich bei mir nicht geändert, es hat lediglich eine Neukategorisierung für den Zeitraum stattgefunden. Denk' auch daran, nach Rückkehr den vorherigen Status der von dir bewohnten Wohnung wieder anzumelden.

7. Was mache ich mit meiner Wohnung?

Balkon mit Außenmobiliar

Wenn du dein Sabbatical nicht komplett in deinen eigenen vier Wänden verbringen willst und Mieter bist, solltest du dich mit der Frage auseinandersetzen, ob du deine Wohnung untervermieten darfst. (Natürlich gilt das auch, wenn du Eigentümer bist. Aber dann musst du ja niemanden fragen, ob du vermieten darfst...)

 

Muss mein Vermieter mir erlauben, dass ich meine Wohnung untervermieten kann?

Ähnlich wie beim Arbeitgeber und der Genehmigung eines Sabbaticals lautet auch hier die erste Antwort: Nein, muss er nicht. Einen rechtlichen Anspruch auf Untervermietung aufgrund eines Sabbaticals hast du nicht. Aber wenn du nicht fragst, bekommst du auch keine Antwort und viele Eigentümer oder Wohnungsverwalter haben ein Interesse daran, dich als solventen und verlässlichen Mieter zu halten. Deine Argumentation sollte sich also darauf beziehen, dass du rein zur Reduktion deiner Einmalkosten durch eine anstehende lange Reise eine Untervermietung anstrebst. Natürlich kombiniert damit, dass du im Anschluss wieder als Mieter möglichst lange dort wohnen möchtest. Zudem kannst du argumentieren, dass die Wohnung mit einem Untermieter in deiner Abwesenheit nicht leer steht. Wichtig ist in jedem Fall, dass du dir eine etwaige Zusage schriftlich (zumindest per Email) vom Eigentümer oder Hausverwalter geben lässt.

 

Wie vermiete ich meine Wohnung?

Wenn du deine Genehmigung hast, kann der zweite Schritt beginnen. Definiere den Zeitraum innerhalb deines Sabbaticals, über den du deine Wohnung untervermieten willst. Kalkuliere ein paar Tage vor- und nachher für deinen Aus-/Einzug ein und überlege, wie du mit deinen eigenen Sachen umgehen willst. Willst du eines der Zimmer nutzen, um deine Sachen dort einzuschließen und diesen Raum nicht mit vermieten? Willst du einen kleinen Umzug machen und die Sachen woanders unterbringen? In der Regel wirst du deine Wohnung möbliert inserieren und hier die Zielgruppe haben.

 

Wo kann ich meine Wohnung zur Untermiete inserieren?

Es gibt zahlreiche Onlineplattformen, über die du einen Untermieter findest kannst. Denkbar ist natürlich auch die Einstellung eines kleinen Exposees bei großen Arbeitgebern, zu denen du über dein Netzwerk einen Zugang hast. Vielleicht beschäftigen diese Firmen Expats, die auf Zeit eine möblierte Wohnung in deiner Stadt suchen. Über diesen Weg habt ihr zwar keine Vermittlungsprovision an die Plattform zu zahlen, habt aber auch keinen vertraglichen Schutz gemäß der ABG der Onlineplattformen im Streitfall. Achtet in jedem Fall darauf, dass die Plattformen nicht eure absolute Adresse, sondern nur eine Region bei der Onlinesuche anzeigen! 

 

Was habe ich gemacht?

Wir haben mit der vorliegenden Genehmigung unserer Hausverwaltung Fotos der Wohnung gemacht und sie bei zwei Onlineplattformen sowie drei Firmen  als Exposee eingestellt. Letztendlich haben wir einen ausländischen Geschäftsmann mit seiner kleinen Familie gefunden, der für die ersten sechs Monate des Onboarding in Hamburg eine Wohnung in unserer Umgebung suchte. Für uns ein perfektes Match, das wir nicht bereuen. Einen Teil unserer Sachen haben wir aus der Wohnung gebracht, einen Großteil haben wir in einem gesonderten Zimmer eingeschlossen, dass wir nicht vermietet haben. Sprich' mich gerne an, wenn du eine Empfehlung für ein Portal benötigst.

8. Was macht man eigentlich in einem Sabbatical?

Aerial of Great Barrier Reef in Australia
Wie wäre es mit down under und einem Flug über das Great Barrier Reef, bevor...
Mount Cook hinter dem Hooker Gletscher in Neuseeland
... es nach Neuseeland weiter geht, um sich den Mount Cook anzusehen?

Aerial of Na Pali Coast on Kaua'i, Hawai'i
Oder lieber Inselhopping auf Hawai'i kombiniert mit...
Sunset on Fiji with palms
... ein paar Tagen auf einer einsamen Insel auf Fidschi?

Wenn die ersten administrativen Hürden genommen sind, steht irgendwann die Frage an, was man eigentlich mit der ganzen Freizeit anfangen soll. Ich gehe mal davon aus, dass du dazu schon eine erste Idee hast, sonst würdest du einen solchen Artikel sicherlich nicht lesen. Unterschätze aber nicht, wie lange drei, sechs oder gar zwölf Monate ohne Vollzeitarbeit sind und mach' dir früh und konkret Gedanken, was du mit der Zeit anfangen möchtest.

 

Reisen

Ein Sabbatical ist eine seltene Gelegenheit anders zu reisen, als man es im Urlaub gewohnt ist. Es ist zeitlich eher vergleichbar mit der Situation nach der Schule oder nach dem Studium. Man ist zeitlich und örtlich deutlicher flexibler und zudem normalerweise in einer besseren finanziellen Situation. Welche besondere Reise wolltest du schon immer einmal unternehmen, für die der 14-tägige Urlaub nicht ausreichen würde?

 

Reflexion

Neben dem Klassiker Reisen sollte auch die Reflexion nicht zu kurz kommen. Häufig gibt es einen Anlass im Job oder Privatleben, der dich zu einem Sabbatical gebracht hat. Geh' dem nach und investiere in die Reflexion über diese und andere Fragen, die dich beschäftigen. Vielleicht ist es eine Enttäuschung im Berufsleben oder die Frage, ob dieser Job nun der sein soll, der dich bis zur Rente bringt. Vielleicht ist es aber auch etwas, das sich in deinem Privatleben verändert hat - positiv wie negativ. Ein Sabbatical bietet die Chance, diesen Fragen nachzugehen und Antworten für dich zu finden.

 

Weitere Tätigkeiten während eines Sabbaticals sind z.B. die Pflege der Eltern oder Angehöriger, sich die Zeit zum Schreiben eines Buchs zu nehmen, eine weitere Fremdsprache zu lernen, ein Ehrenamt zu übernehmen, ein Projekt im Nebengewerbe anzuschieben oder sich intensiv um Körper und Geist zu kümmern.

 

Was habe ich gemacht?

Wir haben unsere sechsmonatige Auszeit von Beginn an in zwei Teile aufgeteilt. Wir sind die ersten drei Monate einmal um die Welt gereist und haben uns Reiseziele vorgenommen, für die man gern mehr als die typischen zwei oder maximal drei Wochen Urlaubszeit gebrauchen kann. Für uns ging es nach einem Stopover in Singapur knapp vier Wochen nach Australien, dann erneut knapp einen Monat nach Neuseeland, weiter für eine Woche nach Fidschi, gut drei Wochen zum Inselhopping nach Hawai’i und zum Abschluss nach Las Vegas. Weihnachten wollten wir wieder bei unseren Familien sein. Nach einem knapp vierwöchigen Auftanken in Hamburg startete der zweite Teil des Sabbaticals in Südafrika, wo wir zwei Monate verbracht haben. Dort sollte die Auszeit dann weniger vom Reisen, als dem Reflektieren gewidmet sein. Dort ist übrigens auch der Großteil dieses Artikels entstanden. Wir haben den ersten Monat in einem Cottage auf einem Game Reserve verbracht und den zweiten Monat am Western Cape in Rooi-Els, Constantia und Kapstadt. Solltest du dich für unsere Reiseziele interessieren, klick gern auf die oben verlinkten Orte und schau mal bei www.jensassmann.com vorbei. Nachfolgend findest du eine Auswahl meiner Blogposts aus meinem Sabbatical.

Australia blogposts


Sunrise with kangaroos and wallabies at Cape Hillsborough

This blogpost is about a very special place to watch animals down under: Cape Hillsborough beach with its kangaroos and wallabies. MORE

Humpback Whales in Hervey Bay - What a season finale!

This blogpost features the playful humpback whales at Hervey Bay, Australia. Check for some breathtaking pictures of breaching whales and their calfs. MORE

My Top Ten Australia pictures

This blogpost shows you my Top Ten pictures of Australia. All taken on a 2019 road trip along the east coast. MORE


New Zealand and Hawai'i blogposts


My Top Ten New Zealand pictures

This blogpost shows my Top Ten pictures of New Zealand. All taken during a late 2019 campervan road trip of both islands. MORE

My Top Ten Hawai'i pictures

This blogpost shows my Top Ten Hawai'i pictures. They were all taken during a late 2019 road trip on four of the Hawaiian islands. MORE


South Africa blogposts


The colorful beach houses of Muizenberg

This blogpost is about a photogenic and touristic icon of South Africa: The colorful beach houses of Muizenberg. MORE

Bo-Kaap - Capetown's colourful heritage

Street scene in Bo-Kaap, Capetown, South Africa

A blogpost about the colourful district of Bo-Kaap in Capetown. This neighbourhood is not only rich in colour, but in Cape Malay history as well. MORE

Fort Governors Estate is an antelope heaven

This blogpost covers my four weeks on Fort Governors Estate at the South African Eastern Cape during my sabbatical. Expect lots of antelopes and vast landscapes. MORE


Capetown's best hike: Lion's Head

A blogpost about Capetown's best hike: Lion's Head. It is the best place in town to see the city bowl, Table Mountain, 12 Apostels, the Atlantic, Signal Hill and the harbour from just one spot. MORE

Capetown's iconic Table Mountain

A blogpost about Capetown's most iconic natural feature - the Table Mountain. You get information on the famous Table Mountain cloth, its fauna and flora and good hikes on top. MORE

Rooi-Els is an underrated nature gem

Fertilia coast during sunrise

This blogpost is about the coastal town of Rooi-ElsMORE


9. Meine Erfahrungen

Ich hatte nur einen Vorsatz für mein Sabbatical:

"Ich will nicht vorher definieren, was hinten rauskommt."

Nimm dir Zeit für die wichtigste Person in deinem Leben

Wer auch immer die wichtigste Person in deinem Leben ist, verbring' viel Zeit mit ihr in deinem Sabbatical. In meinem Fall war klar, dass ich diese Auszeit nur zusammen mit meiner Frau nehmen würde. Und wir haben auch organisieren können, dass unsere Arbeitgeber es unabhängig von einander genehmigt und möglich gemacht haben. Ich danke meiner Frau dafür, dass sie mich an den entscheidenden Stellen immer wieder gepuscht und unterstützt hat, dass wir dieses Sabbatical zusammen angehen!

 

Wenn die wichtigste Person in deinem Leben dein Partner/in ist, nehmt euch Zeit, um zusammen euer Zielbild zu entwickeln, abzugleichen und aufzuschreiben. Nur wenige Partnerschaften haben so etwas überhaupt einmal zu Papier gebracht. Ein Wunschszenario für die nächsten Jahre mal eben am Wochenende zu entwickeln ist sicherlich weder ratsam, noch praktikabel. Gleicht ab, wie weit ihr im status quo von eurem Zielbild entfernt seid und überlegt, was euch daran hindert diesem Zielbild näher zu kommen. Bestimmte Ziele sind an bestimmte Lebensumstände/-phasen gebunden, sodass man nicht immer gleich alles umsetzen muss. Aber anfangen sollte man schon damit. 

Reflektiere deine Werte

Auflistung von Werten
Werte, die mir nicht nur im Privatleben wichtig sind

Jeder von uns wird sein "Why" haben, weswegen er eine Auszeit angehen möchte. Für den einen liegt es im Privaten, für den anderen im Beruflichen. Der eine entscheidet sich aktiv, der andere reagiert auf eine Entscheidung Dritter. Nutze die Gelegenheit dieser Auszeit zur Reflexion deiner Werte und Einstellungen. Schreib' auf, welche Werte dir wichtig sind. Sicherlich werden diese Einstellungen für dein Privatleben und in deinem Beruf nicht identisch sein. Häufig wird es aber zwischen beiden eine hohe Schnittmenge geben. Sich allein dieser Werte bewusst zu werden und sie aufzuschreiben ist ein Gewinn. Damit versetzt du dich auch in die Lage, die Situation oder das Ereignis, das dich letztendlich zu deiner Auszeit gebracht hat, aufzuarbeiten. Ein Abgleich deiner Werte und denen deines Gegenübers wird zum Verständnis der Situation beitragen. Du kannst dir dann überlegen, wie kompromissbereit du bei einer möglichen Diskrepanz bist. Geh' aber nicht davon aus, dass du die Werte deines Gegenübers ändern kannst. Du kannst lediglich deine Einstellung dazu ändern. Selbst wenn dein Fazit eine Unvereinbarkeit zwischen den dir wichtigen und den deinem Gegenüber wichtigen Werten sein sollte, bis du einen Schritt weiter gekommen. Du bist damit zumindest wieder in der Lage zu agieren und den für dich richtigen nächsten Schritt zu gehen.

Geh' raus - Reisen verändert deine Sicht auf die Dinge

Du hast lang genug in deinem eigenen Saft geschmort, geh' raus, erweiter' deinen Horizont und sorg' für einen Tapetenwechsel! Dass Reisen ein sehr großer Bestandteil unseres Sabbaticals werden würde, war uns von Beginn an klar. Die ersten 50 Prozent bestanden nur aus Reisen und bewusstem Abschalten vom bisherigen Arbeitsalltag. Ein solch langer Zeitraum ermöglicht es weit entfernte Regionen kennen zu lernen, die man nicht nur für zwei Wochen besuchen möchte und schafft Raum für eine andere Art des Reisens. In unserem Fall waren das Wohnmobilreisen durch Australien, Neuseeland, eine Südseeauszeit auf Fidschi und Inselhopping auf Hawai'i sowie zwei Monate in Südafrika. Die Eindrücke dieser Reisen entsprechen dem Jahresurlaub mehrerer Jahre. Die beiden Bilder oben sind auf Fidschi aufgenommen. Links siehst du die "Außenküche" eines Hauses in einem kleinen Dorf, rechts das Wasserflugzeug, mit dem unsere Nachbarn auf der einsamen Insel am Ende ihres Urlaubs zurückgeflogen sind. Ein Gegensatz, der einen ins Nachdenken bringt. Zu wissen, wie gut man es hat ans andere Ende der Welt zu kommen und dafür dankbar zu sein ist auch Teil der Reflexion.

Das Leben der anderen geht weiter

Das Leben der anderen macht nicht Halt, nur weil du dir deine Auszeit nimmst. Das gilt für deine Familie, deine Freunde und deine Kollegen im Job. Leute verlieren ihren Job, Beziehungen zerbrechen, Menschen werden krank und Menschen sterben. Gerade wenn du lange und weit entfernt auf Reisen bist, ist es - trotz Videotelefonie - nicht immer einfach "dabei" zu sein und seine Lieben und Freunde zu unterstützen. Lasse Freiraum in deinen Planungen für die Dinge im Leben, die passieren, wenn sie passieren und keine Rücksicht auf deine Planung nehmen.

Setze etwas von deiner Wunschliste um

Dinge, die auf einer bucket list stehen
All' das stand auf meiner bucket list. Nun habe ich die Erlebnisse dazu für immer abgespeichert.

Jeder hat eine 'bucket list'. Manche schreiben sie sich auf und versuchen sie ganz konsequent abzuhaken. Mein bester Freund ist so jemand. Viele andere haben eine eher unbewusste Idee von Dingen, die sie in ihrem Leben machen oder erreichen wollen. Das kann die Fremdsprache sein, die du immer schon einmal lernen wolltest. Das kann ein Ehrenamt sein, für das du dich engagieren wolltest und natürlich auch Orte und Erlebnisse in der weiten Welt, die du einmal sehen und erfahren möchtest. Ein Sabbatical bietet genug Gelegenheit zum Umsetzen einiger Ziele deiner Wunschliste. Unsere bucket list hatte in erster Linie Reiseziele, die wir uns im Rahmen der ersten Hälfte angesehen haben.

Arbeite deine to do-Liste ab

To do-Liste

Ich gehe davon aus, dass ich nicht der Einzige bin, der eine Liste mit Dingen führt, die man irgendwann einmal, wenn man viel ganz Zeit hat, erledigen müsste. Ich führe eine solche Liste seit Jahren und manche Dinge habe ich genauso lange nicht umgesetzt. Wann immer ich zuvor im Büro an einer Situation war, die mir nicht lag, oder auf die ich keine Lust hatte, habe ich mir gedacht, wie gern ich doch stattdessen ein to do von meiner langen Liste abarbeiten würde. Aber ich habe ja keine Zeit. im Sabbatical hatte ich Zeit und die Liste war so lang wie immer. Und sah genauso bedrohlich aus... "Do something" war der Ansatz, der mir dabei geholfen hat die Liste endlich einmal anzugehen. "Do something" zielt darauf ab, dich nach dem initialen Start in den ersehnten "flow" zu bringen, in dem dir vieles leicht von der Hand geht. Bis dahin steht aber bei vielen von uns die "Aufschieberitis" im Weg. Und die wird nicht kleiner, wenn man ganz viel Zeit hat! Im Gegenteil: Die Begründungen oder Ausweichhandlungen werden größer, um sie nicht anzugehen. Natürlich war unser Cottage in Südafrika in der Zeit immer einigermaßen aufgeräumt und das Geschirr war abgespült. Ich habe sogar schon die Zutaten für das jeweils nächste Essen rausgelegt - alles, um nicht mit der Liste starten zu müssen. "Do something" hat mir dann aber geholfen es anzugehen. Es ist so simpel wie sein Name. Starte mit irgendeiner Tätigkeit, die im Zusammenhang mit deinem to do steht. Ob es die Recherche ist, für die du ein Youtubevideo ansiehst, ob es eine Tabelle oder ein Dokument ist, das du dir anlegst, um später Informationen einzutragen. Egal, am schwierigsten ist immer der Start. Wenn du den hinter dir hast, steht der "flow" vor der Tür. Probier' es aus! Zehn Minuten "do something" zu einem Thema und die Anfangshürde ist überstanden. Nach einiger Zeit war ich meist inhaltlich am Thema interessiert und habe mich darüber gefreut, dass ich etwas mehr Wissen zum Thema ansammeln konnte. Auf diese Weise bin ich folgende - lange aufgeschobenen - Themen meiner to do-Liste angegangen, habe sie aufgearbeitet und viele davon auch mittlerweile abgeschlossen:

  • SEO-Marketing für meine Website und Aktualisierung meiner Datenschutzerklärung gemacht
  • Wissen zu Geldanlage, Rentenlücke und P2P-Krediten angeeignet
  • Aktualisierung meiner Onlineprofile bei Netzwerken vorgenommen
  • Aufbau einer täglichen Sportroutine umgesetzt
  • Digitalen Passwortmanager eingerichtet und knapp 100 Passworte neu vergeben
  • Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Testament in Angriff genommen
  • Drohne fliegen gelernt
  • Blogposts von unserer Weltreise geschrieben und veröffentlicht

Auch nach dem Sabbatical stehen noch einige Themen auf meiner to do-Liste. So richtig leer wird eine solche Liste wohl nie und das ist auch ok. Aber ich habe bei vielen Themen, die teilweise mehrere Jahre auf dieser Liste standen, einen wesentlichen Schritt gemacht.

Investiere Zeit in deine Leidenschaft

Screenshot von www.jensassmann.com
Meine Photographie ist eine meiner größten Leidenschaften

Ob es ein Hobby oder eine Leidenschaft von dir ist, der du nicht genug Aufmerksamkeit widmest: Ein Sabbatical gibt dir dafür ausreichend Zeit. In meinem Fall war es die Photographie (vor allem auf den Reisen im ersten Teil) und die Arbeit an meiner Photographiewebsite (vor allem im zweiten Teil). Zudem habe ich im Sommer 2019 ein Nebengewerbe in der Photographie angemeldet und während des Sabbaticals einige erste Arbeiten dafür gemacht und weitere vorbereitet. Schau' dir gern mal meine Seite www.jensassmann.com bei Interesse an meiner Arbeit an und lasse mir ein Feedback da.

Investiere in dich

Vergiss' nicht, dich um dich selbst zu kümmern. Du hast deine Auszeit in erster Linie für dich genommen. Investiere in dich! In einem Sabbatical kann man gut Routinen anlegen, die hoffentlich auch noch im Alltag danach anhalten. Ob es der tägliche kurze Sport ist oder die Investition in alles, was zwischen deinen Ohren stattfindet - beides ist gleichermaßen wichtig. Sport hat bei mir im ersten Teil auf der Reise gar nicht stattgefunden, dafür haben wir uns aber täglich ordentlich auf Wanderungen bewegt. Im zweiten Teil in Südafrika waren wir bewusst viel und lange an nur wenigen Orten und haben eine tägliche Sportroutine aufgebaut. Nichts Wildes, aber etwas Regelmäßiges. Tue etwas für deine mentale Ausgeglichenheit, gerade wenn dies ein Anlass für deine Auszeit ist. Ich habe etliche Wochen gebraucht, bis ich den ersten Tag auf der Reise hatte, an dem ich nicht ein einziges Mal an die Arbeit gedacht habe. Setz' dich nicht unter Druck, das dauert seine Zeit. Für manche funktionieren Gespräche mit dem Partner, für andere sind es Bücher oder Podcasts als Inspiration. Hauptsache du setzt dich regelmäßig neuen Gedanken und Sichtweisen aus.

Lade deine Akkus wieder auf

Tongariro Alpine Crossing, North Island, New Zealand
Der Tongariro Alpine Track führt 23 km rauf und runter und sorgte trotzdem dafür, dass ich meine Akkus wieder aufladen konnte

Für viele sind leere Akkus nach einem Projekt, einer bestimmten Phase im Job, einer Überarbeitung oder Enttäuschung Auslöser eines Sabbaticals. Bei mir war das in jedem Fall so. Allerdings findet das Aufladen unserer menschlichen Akkus anders als das meiner Kameras statt. Bei meinen Kameraakkus kann ich mir sicher sein, dass sie nach einer Nacht an der Steckdose wieder bei 100 Prozent Leistungsfähigkeit sind. Bei mir dauert das leider deutlich länger. Trotz aller an dich selbst und von außen an dich gestellten Erwartungen - das Auffüllen deiner Akkus ist ein Wert für das Sabbatical an sich. Und wenn du dazu an die Wand starren musst, Binge-watching deine Lösung ist oder deine Bildschirmzeit am Handy mit Social Media auf zehn Stunden pro Tag hochschnellen muss: Ich habe alles davon gemacht. Zum Aufladen der Akkus in Südafrika gehörte aber auch, dass wir täglich mehrfach unsere Warzenschweine, Antilopen und Strauße vor der Veranda mit Fernrohr und Kamera beobachtet haben. Whatever works for you! 

Sei dankbar für dein Sabbatical

Sonnenaufgang am Cape Tribulation, Queensland, Australien
Einer der ersten Sonnenaufgänge während des Sabbaticals war am Cape Tribulation an der australischen Ostküste

Es ist mir wichtig einfach dankbar dafür zu sein, dass ich mit meiner Frau überhaupt ein Sabbatical erleben konnte. Es bedarf einer Menge Mitspieler, die eine Rolle übernehmen oder sich um etwas kümmern müssen, damit du deinem Wunsch nachkommen kannst (Arbeitskollegen, Familie, Freunde, Nachbarn etc.). Sei dir dessen bewusst und dafür dankbar. Ich schreibe zudem seit etwa eineinhalb Jahren ein kurzes digitales Tagebuch. Am Anfang war mein Ziel jeden Tag etwas aufzuschreiben, für das ich dankbar bin. Mittlerweile ist es zwar eher in eine kurze Beschreibung des Tages abgeglitten, aber diese Form der Reflexion hilft mir. Besonders dann, wenn man nach mehr als einem Jahr im Rückblick sieht, was jeweils genau vor einem Jahr passiert ist. Je nachdem, in welcher Situation man das gerade liest, kann das ganz schön erschreckend/ernüchternd/banal sein. Ich hatte eine Menge Momente im Laufe des Sabbaticals, bei denen ich mich gewundert habe, wie wichtig man die Tätigkeit vor genau einem Jahr genommen und wie sehr sie einen gestresst hat. Ein Jahr später auf einen solchen Tageseintrag zu schauen, wenn man selbst am anderen Ende der Welt auf einer wunderschönen Wanderung ist, war schon an sich sehr erhellend. Mal sehen, wie ich ein Jahr nach diesem Blogpost auf die Tagesereignisse unseres Sabbaticals schaue.

 

Wenn wir auf die aktuellen Entwicklungen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Blogpost im April 2020 schauen, sind wir vor allem dankbar, dass wir unser Sabbatical in Bezug auf die Ausbreitung von Covid-19 überhaupt machen und relativ problemlos zu Ende bringen konnten. Wir sind soviel gereist und haben fünf der sechs Monate im Ausland verbracht. Nicht vorstellbar, wie es denjenigen geht, die ihr Sabbatical mit Ausbruch der Pandemie beginnen wollten oder begonnen und vielleicht sogar ihre Wohnung längerfristig untervermietet haben. Am Ende unserer Reise in Südafrika wurde ein "travel ban" u.a. für die Einreise deutscher Staatsbürger ausgerufen, der uns schlussendlich nicht betraf, weil wir schon lange im Land waren. Unsere geplante Ausreise fand zudem kurz vor dem "nationwide shutdown" Ende März 2020 statt. Wir sind mit einem der letzten regulären Linienflüge nach Hause geflogen und gleich wieder in unsere Wohnung zur Quarantäne eingezogen. Auch dafür sind wir dankbar!

Würde ich das noch einmal tun?

Beach-Kachel und Muscheln
Gleich zurück zum Strand?

Das Sabbatical ist rum. Also gleich zurück zum Strand? Würde ich das Sabbatical noch einmal machen? Auf jeden Fall! Ich bin froh, dass wir es gemacht haben. Ich weiß aber auch, dass ich selbst ein relativ einschneidendes Erlebnis brauchte, um es überhaupt anzugehen. Ich bin ganz gut darin so viele Pflöcke um mich herum einzurammen, die mir sagen, warum etwas jetzt nicht geht. Es sind dann irgendwann so viele, dass ich mir jede Beweglichkeit von vorne herein nehme. Aber als ich die Planung für das Sabbatical dann schlussendlich angegangen bin, war der eigentliche formelle Prozess mit dem Arbeitgeber recht schnell erledigt. Viele der "Gründe", warum ein Sabbatical bei mir nicht gehen würde, waren allein meine Gründe, um nicht handeln zu müssen.

Würde ich anderen empfehlen ein Sabbatical zu nehmen?

"Sabbatical"-Schriftzug am Strand in Südafrika

Es wäre sicherlich etwas verwunderlich, wenn ich mir die Mühe machen würde, eine solche Blogpost zu schreiben, um dann am Ende alle genau davor zu warnen... Natürlich würde ich auch dir empfehlen, zumindest über eine solche wertvolle Auszeit nachzudenken. Ich würde sogar so weit gehen, dass jeder Arbeitgeber - schon gar in Zeiten eines zunehmenden Arbeitnehmermarktes - dieses Arbeitszeitinstrument in seiner regelmäßigen Anwendung haben sollte. Und bitte nicht nur auf Nachfrage und unter Vertraulichkeit, sondern proaktiv als Argument für eine längere Verweildauer seiner motivierten Angestellten.

Der Wiedereinstieg

Same procedure as last year? Wie schon erwähnt, das Leben der anderen geht weiter - auch ohne dich. Das gilt im Privaten wie im Job. Für deinen Wiedereinstieg im Job ist es wichtig, dass du dir vor Beginn deines Sabbatical bewusst bist, dass du keinen arbeitsrechtlichen Anspruch auf deine bisherige Funktion hast, wenn du wiederkommst! Es kann gut sein, dass beide Seiten ein Interesse an deiner Rückkehr an die alte Stelle haben. Es ist aber genauso gut möglich, dass du dich nach deinem Sabbatical an völlig anderer Stelle wiederfindest. Das war zumindest bei mir so.

Mein Fazit

Ich bereue keinen Tag meiner Auszeit und schon gar nicht die Entscheidung diese unvergessliche Zeit mit meiner Frau verbracht zu haben. Ich kann auch nicht abschätzen, was sich dadurch in meinem Leben verändern wird. Sicher ist nur, dass sich bereits etwas verändert hat und weiter verändern wird. Aber auch ich habe mich verändert und bin gelassener geworden. Ich weiß wo ich stehe und was mich ausmacht. Ich weiß wozu ich bereit bin und wozu nicht. 

 

Vielleicht hat dir der eine oder andere Hinweis aus dieser Blogpost geholfen, vielleicht hat dich ein Gedanke inspiriert. Ich hoffe jedenfalls, dass du etwas von meinen Erfahrungen mitnehmen und für dich ableiten kannst. Das würde mich jedenfalls freuen! Wenn du Lust auf eine Diskussion zum Sabbatical hast, sprich' mich einfach an. Ansonsten freue ich mich auch über deine Kommentare und deine Meinung zum Thema unten im Kommentarfeld. Hast du bereits ein Sabbatical gemacht oder hast du vor eines zu machen? Was hält dich davon ab?

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Comments: 5
  • #1

    Jule (Saturday, 25 April 2020 23:14)

    Lieber Jens, ein wirklich toller Bericht! So ausführlich und inspirierend. Danke dafür!

  • #2

    Jens (Sunday, 26 April 2020 11:20)

    Danke für das schöne Feedback, Jule!

  • #3

    AC (Tuesday, 28 April 2020 09:39)

    Wow! Toll beschrieben. Und vor allem sehr ehrlich! Viele Hinweise, viele Ideen und Inspirationen. Danke.

  • #4

    Jens (Tuesday, 12 May 2020)

    Dankeschön, AC! Freut mich, dass es dir gefällt und inspiriert. Bis bald mal wieder, Jens

  • #5

    Heinrich (Tuesday, 02 April 2024 13:52)

    Hallo Jens, ich bin heute auf diesen interessanten Bericht gestoßen. Ich überlge mit meiner Freundin ein Sabbatical zu machen, allerdings scheitert es bei uns vielmehr an den Kosten. Aus diesem Grund würde mich interessieren, welches Budget Euch zur Verfügung stand. Nach meinen ersten Recherchen lande ich zwischen 5.000 - 15.000 EUR in Abhängigkeit davon wo es hingeht, wie lange letztlich und was man alles unternehmen möchte.
    Wir sind an 3 bis 6 Monaten interessiert, wobei wir ebenfalls zu sechs Monaten tendieren.
    Mich würde interessieren wie es bei euch aussah und wie realistisch die Umsetzung für uns werden kann, daher würde ich mich über eine Antwort sehr freuen!